Orgasmusstörungen
Beim Orgasmus können verschiedene Probleme auftauchen, die sowohl primär sein können, d.h. unabhängig von Alter und Beziehung schon immer bestanden haben, als auch sekundär, also erst später zum ersten Mal oder erneut aufgetreten sind.
Die häufigsten Probleme haben zu tun mit der Zeitlichkeit des Orgasmus. Dieser kann zeitlich früher oder später als erwartet eintreten. Was dabei vorzeitig oder verzögert bedeutet, bestimmt derjenige, der sich dieser Begriffe bedient selbst und orientiert sich dabei an seinen Erfahrungenwerten, dem eigenen Orgasmuszeitpunkt oder an einer statistischen Norm.
Frühzeitiger Samenerguss (Ejaculatio Praecox)
Die frühzeitige Ejakulation ist die häufigste Orgasmusstörung von Männern. Der Anteil der Betroffenen geht mit fortschreitendem Alter und zunehmender sexuelle Erfahrung zurück. Bei einigen Männern bleibt die vorzeitige Ejakulation jedoch bestehen oder tritt nach vorübergehendem Verschwinden in einer bestimmten Beziehung wieder erneut auf.
Die Behandlung ist unter optimalen Bedingungen unproblematisch. Gute Bedingungen sind:
- Bereitschaft zur Masturbation
- Verfügbarer Sexualpartner
- Kooperativer Sexualpartner
- Bereitschaft zu gemeinsamen Übungen
- Bereitschaft zur Veränderung der sexuellen Praktiken
In diesem Bereich gibt es gute Selbsthilfebücher, so dass die Therapie auch eine Art Supervision selbstorganisierter Fortschritte sein kann.
Verzögerter Sammenerguss (Ejaculation Retardata)
Der Orgasmuszeitpunkt verschiebt sich in der Regel im Laufe der Lebensspanne immer weiter nach hinten. So sind ältere Männer häufiger betroffen, als jüngere.
Zusätzlich kann sich der Orgasmus innerhalb einer monogamen Beziehung auf Grund von langfristigen Habitationsprozessen verzögern, da man sich immer mehr an die Stimulusbedingungen gewöhnt.
Dazu kann eine Leistungsangst kommen, da der Mann ja subjektiv die Kontrolle über seine Körperfunktionen zu verlieren droht, und sich selbst verstärken.
Ein vierter Faktor, der in der heutigen Zeit eine immer größere Bedeutung zukommt, sind die modernen Masturbationsgewohnheiten von Männern, insbesondere auch die Nutzung von Pornografie.
Ausbleibender Orgasmus (Anorgasmie)
Von einem ausbleibenden Orgasmus spricht man, wenn ein Orgasmus bei sexuellen Aktivitäten nach der Einschätzung des Betroffenen mit großer Wahrscheinlichkeit trotz ausreichender Stimulation nicht zu erwarten ist.
Beim ausbleibenden Orgasmus kann man zwei Fälle unterscheiden, zum einen die primäre Anorgasmie, bei der es in der bisherigen Lebensgeschichte unter keinen Umständen zu Orgasmen gekommen ist, und einer sekundären Anorgasmie, die erst im Laufe des Lebens erworben wurde.
Diese ist häufig von den Umständen des Sexuallebens abhängig (Stress, Partnerwahl, starre sexuelle Rituale etc.), soweit somatische Faktoren ausgeschlossen werden konnten, manchmal aber auch von individuelle psychischen Merkmalen des Betroffenen, z.B. einer generellen inneren Anspannung oder einer anhedonistischen Lebenseinstellung.