Paar- und Sexualtherapeutische Praxis

DYADE - Praxis für Paare

Dipl.-Psych. Manfred Soeder | Dipl.-Psych. Dana Prentki

Paarberatung Sexualberatung

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Wahlwiederholung

 

Von PETRA RIECK-LIEBKE in der Rheinischen Post vom 26.04.2003

Seit vier Wochen ist Michael Stricker wieder glücklich. Der 43-jährige Textileinkäufer eines Bekleidungshauses hat sich verliebt. Beim Versuch, im Urlaub auf La Gomera die Scheidung zu vergessen, lernte er Sarah (35) kennen. Es hatte sofort gefunkt. Nach der Rückkehr lernte Sarah Michaels Freundeskreis kennen. Der Vorstellung |folgte die Verblüffung: Sie sah aus wie Beate, die Ex von Michael. "Haargenau der gleiche Typ, die gleiche pfiffige Kurzhaarfrisur, und auch Figur und Körpergröße stimmen überein", stellte Michaels bester Freund Kai verdutzt fest. Besonders markant waren ihre dunkelbraunen Mandelaugen, die Michael an seiner Geschiedenen so liebte. Seine Freunde waren nicht die einzigen, die in der Neuen eine Doublette von Beate sahen. Michaels Mutter vermutete gar, die Wahl ihres Sohnes sei nicht ohne Hintergedanken auf Sarah gefallen. Kommentare wie "Du kannst dich von Beate nicht lösen" oder "Sarah wird dir Beate nicht ersetzen können", musste er sich anhören und verstand nicht den Wirbel und die angebliche Ähnlichkeit, die er selbst gar nicht so frappierend fand.

Das Phänomen, dass Menschen bei der Partnerwahl zu Wiederholungstätern werden, lässt sich auch in prominenten Kreisen beobachten. Beispiel Boris Becker. Was auf den ersten Blick nach Ex-Frau Barbara aussah, entpuppte sich als Doppelgängerin mit der gleichen getönten Haut, ähnlichen Gesichtszügen und der unverkennbaren, dunklen Lockenmähne. Ganz nach dem Schablonen-Prinzip scheint auch Schauspieler Herbert Herrmann vorzugehen. Alle Herzensdamen, die auf die langjährige Partnerschaft mit Schauspielkollegin Susanne Uhlen folgten, waren immer derselbe Typ: zierlich, blond, mädchenhaft. Auch Götz George, Roger Moore, Franz Beckenbauer und Modern-Talking-Sänger Thomas Anders entschieden sich mit der Zweiten zumindest rein äußerlich für die Erste.

Frauen geht es nicht anders. Claudia Strunz, Noch-Ehefrau von Ex-Fußballer Thomas Strunz, scheint beim Thema Mann rein äußerlich mit Lebenspartner Stefan Effenberg auf Wahlwiederholung gedrückt zu haben. Alles nur Zufall?

Nach Meinung des Düsseldorfer Psychologen Manfred Soeder erfolgt die Partnerwahl nach bestimmten Regeln, die hauptsächlich vom Unterbewusstsein gesteuert werden: „Erfahrungen mit so genannten Primärpersonen - Mutter, Vater, Bruder, Schwester oder die große Liebe - formen das Wunschbild, mit dem wir uns auf Partnersuche begeben«;. Dabei spielen Charaktereigenschaften und ähnliche Gesichtsmerkmale , eine große Rolle. Die Mandelaugen / der Vorgängerin, die markante Nase des Ehemaligen, die positive Gefühle auslösten, werden auch beim nächsten Partner diesen Reiz wecken und erotisch anziehend wirken."

Gefährlich wird's für die Beziehung mit dem Doppelgänger des Verflossenen, wenn der neue Partner zwangsläufig in eine Rolle gepresst wird, in der er emotional stark gefordert ist. Immer wiederkehrende Vergleiche mit dem Ex führen in die (Liebes-) Sackgasse. Manfred Soeder: "Der Mann wird sich von der Frau wünschen, dass sie ihn genauso liebt wie die Frau vorher - und ist vielleicht enttäuscht darüber, dass sie doch anders ist."

Das Wunschbild des Traumpartners zieht sich wie ein roter Faden durchs Leben. Auch wenn Zweierbeziehungen immer wieder schief laufen - wie im Fall von Daniela, deren Beziehungen zu Männern von vornherein zum Scheitern verurteilt waren. Wie magisch fühlte sie sich stets vom selben Typ Mann angezogen: Typ sensibler Beschützer, schlank, groß, ein paar Jährchen älter. Dass es nie funktionieren konnte, brachte eine Psychotherapie ans Tageslicht. „Ich suchte eine Partnerbeziehung, in der ich das kleine Mädchen aus meiner Kindheit sein durfte", erzählt die 36-Jährige. Auf den jeweiligen Mann projizierte sie die perfekte Figur - die ihres Vaters. Unterbewusstsein und Realität gerieten auf Kollisionskurs, und subtile Versuche, Männer ihren Vorstellungen nach zu formen, endeten im Fiasko. Daniela musste ihr Bild vom Traummann nach und nach justieren.

Dass sie es geschafft hat, beweist der Umstand, dass Daniela seit einem Jahr verheiratet ist. Chef einer Immobilienfirma ist ihr Angetrauter, genauso erfolgreich wie sie und - wie ihre Mutter sagt - ein schöner Mann. Dirk sieht wirklich gut aus. Er ist groß, schlank, und die grauen Härchen an seinen Schläfen findet Daniela besonders sexy.